Warum Achtsamkeit auch eine soziale Komponente hat

“Lass mal wieder ‘nen Kaffee zusammen trinken.” oder: “Hey, mal wieder Lust auf nen Kaffee?” oder einfach nur: “Bock auf’n Kaffee?”. Alles Aussagen, die so sehr in unserem Sprachgebrauch verankert sind, dass man es schon fast als diskriminierend ansehen könnte, solch einen Satz gegenüber einem Teetrinker zu äußern. Dabei meint man eigentlich nur: “Lass uns doch mal wieder treffen und quatschen.”.

Die soziale Komponente des Kaffeetrinkens ist für mich mindestens genauso schön, wie die des morgendlichen Aufwachens mit meinem doppelten Espresso (wie hier beschrieben). Wie passt nun aber das ganze Thema Innehalten, Reflektieren und Achtsamkeit mit diesem gemeinschaftlichen Teil des Kaffeetrinkens zusammen? Ist Achtsamkeit nicht etwas, was man alleine in Stille tut?

Ja, ich finde es wichtig, dass man sich Zeit für sich nimmt, reflektiert und für sich ganz individuell schaut, wo man steht, wie es einem geht und wie man in eine Veränderung kommt, sollte man unzufrieden sein. Das am besten regelmäßig. Ich finde aber auch, dass sich Achtsamkeit auf alles bezieht, was wir tun. Damit meine ich eben auch die Treffen mit Freunden oder der Familie. Lass mich dir mal ganz praktisch beschreiben, wie ich das handhabe.

Sagen wir also, ich möchte eine Person treffen, die ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen habe oder sagen wir ich werde selber gefragt, ob ich mich treffen will. Schon bei der Terminfindung achte ich darauf, dass ich genug Zeit und auch genug mentale Kapazitäten habe, mich auf das Treffen einzulassen. Habe ich z.B. schon eine volle Woche, mit schon sehr vielen Terminen, versuche ich das Treffen nicht auch noch in meinen Kalender zu quetschen, damit es erledigt ist, sondern schlage eine neue Woche vor. Auch bei der Uhrzeit und der Dauer des Treffens, stelle ich mir die Frage, wie viel Zeit ich mir entspannt freiräumen möchte und wann das am besten geht. Wenn es dann zu dem Treffen kommt, blocke ich mir die Zeit, die ich mit der Person vereinbart habe, im Kalender und plane ein wenig Puffer ein. Den Blocker setze ich mir übrigens auch gedanklich. Vor allem der letzte Teil ist aus meiner Sicht essentiell. Denn ich beobachte, dass wir dazu tendieren, gedanklich erreichbar zu bleiben. Das heißt, dass wir mitten im Gespräch das Handy checken, E-Mails oder andere Nachrichten beantworten, Anrufe entgegennehmen oder mein Highlight: Unsere Social Media Kanäle checken.

Vielleicht fühlst du dich jetzt selbst ertappt oder du kennst jemanden, der so bei Treffen mit dir agiert. Ich weiß natürlich, dass das niemand aus bösen Absichten tut und dass man gerade eben vielleicht einfach viel zu tun hat. Die Folge daraus ist nur leider, dass sich so beide Parteien nicht voll auf das Treffen einlassen können. Man selber ist nur halb (wenn überhaupt) anwesend und fühlt sich dadurch fast noch mehr gestresst und mein Gegenüber fühlt sich unter Umständen nicht respektiert und bekommt im schlimmsten Fall die Stress-Vibes gleich mit ab. Was beiden so entgeht, ist das volle Einlassen auf die andere Person und so das Gewinnen von neuen Sichtweisen, Inspirationen oder einfach ein vollständiges Bild der aktuellen Gefühlslage meines Gegenübers.

Was ich dir also raten möchte ist, nimm dir die volle Zeit für deine Freunde oder Familie, wenn du dich mit ihnen triffst. Räume dir lieber weniger Zeit ein und dafür intensiver, als parallel noch tausend Sachen zu erledigen. Nicht umsonst habe ich eine unserer Sorten “Social Break” genannt. Eine Pause sollte eben eine Pause sein.

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